Würden Sie im Pyjama zu einem Vorstellungsgespräch gehen oder Ihrem Bank-Sachbearbeiter mit einer Flasche Bier in der Hand gegenübertreten? Würden Sie im Job-Meeting obszöne Witze reißen oder ungefragt fremden Menschen Ihre Lebensgeschichte inklusive aller peinlichen Episoden erzählen? Vermutlich nicht.
Im realen Leben verhalten wir uns angemessen und der jeweiligen Situation entsprechend und werden in den seltensten Fällen unser Privates nach Außen kehren, wenn es vollkommen unangebracht ist.
Im Internet dagegen verhalten sich viele Menschen anders, zeigen sich auf Bildern in Situationen, die ihnen mehr als peinlich sind, veröffentlichen Statements, die nur aus einer Bierlaune heraus entstanden sind und kreieren Profile, die Jahre später zwar unbeachtet vor sich hindümpeln, aber trotzdem noch zu finden sind.
Spätestens seit den jüngsten Eröffnungen von Mr. Snowden sollte jedem klar sein, dass das Internet manchmal mehr über uns weiß, als es uns möglich erscheint. In den vergangenen Jahren sind etliche Netzwerke entstanden, die die Zeit zwar überdauert haben, den anfänglichen Hype jedoch nicht. Profile, die hier eröffnet und schnell wieder vergessen wurden, leben in den meisten Fällen tatsächlich noch.
Der ein oder andere kann sich sicherlich noch an beepworld.de. Ein Tool, dass es Menschen ohne Programmierkenntnisse erlaubt, Webseiten mit nur wenigen Klicks online zu stellen. Die Grundfunktionen waren kostenlos, Extras konnten gegen eine geringe Gebühr hinzugebucht werden. Der Gründer David Finkenstädt hatte einen Nerv getroffen und war mit seinem Portal ein echter Vorreiter in Sachen Homepage-Baukasten. Da die Erstellung so unkompliziert funktionierte und die wenigsten Privatpersonen Zeit und Geld in die Programmierung einer professionellen Webseite stecken wollten, entstanden innerhalb kürzester Zeit Hundertausende von Webseiten mit den unterschiedlichsten Inhalten. Interessant wäre jetzt eine Statistik, wie viele seit Jahren ungenutzte Seiten auf den Servern von Beepworld zu finden sind und vor allem wie viele Menschen mittlerweile vergessen haben, dass hier Privates und mitunter Semi-Peinliches über sie zu finden ist.
Beepworld soll hier aber nur als ein Beispiel unter vielen dienen. Wissen wir wirklich noch, in welchen Foren und Portalen wir uns im Laufe unseres Internet-Lebens registriert haben? Ist uns bewusst, wie oft unser Klarname im Internet zu finden ist, auf Seiten, die uns heute gar nicht mehr in den Sinn kommen? Haben wir noch Zugriff auf alle alten Email-Adressen, die wir zur Registrierung für diese Accounts verwendet haben?
Das Wissen, dass das Internet nichts vergisst und dass man vorsichtig sein soll, was alles so veröffentlicht wird: hatten wir das auch schon, als wir noch in den Kinderschuhen unserer Internet-Karriere gesteckt haben?
Fakt ist: Wir werden gegoogelt. Von Freunden und Familie, viel wichtiger aber auch von neuen Arbeitgebern und Kollegen. Aus diesem Grund ist es wichtig zu wissen, was im Internet über einen selbst zu finden ist und im Fall von unpassenden Einträgen tätig zu werden, um die eigene Online-Reputation zu bereinigen.
Bewerber werden von Personalern und zukünftigen Chefs gegoogelt, diese möchten sich gerne im Vorfeld ein Bild von der Person machen und erfahren, was diesen Menschen ausmacht, welche Fähigkeiten er hat, aber auch welche Flecken es womöglich auf der weißen Weste zu entdecken gibt.
Wenn Sie professionelle Netzwerke wie Xing oder LinkedIn nutzen und diese auch im geschäftlichen Rahmen pflegen, schalten Sie diese für die Suchmaschinen frei. Setzen Sie Ihr Facebook-Profil auf Privat und veröffentlichen Sie Ihre Inhalte hier nur unter Freunden. Somit können nicht angemeldete User diese nicht sehen, das Profil wird dennoch angezeigt und vor allem in denen Ergebnissen bei einer Suche nach Ihrem Namen ausgespielt.
Beeinflussen Sie, welche Ergebnisse ausgespielt werden, wenn jemand in der Suchmaschine nach Ihnen sucht. Wählen Sie hier die stärksten Portale und Netzwerke und positionieren Sie sich im rechten Licht. Bei einem Allerweltsnamen ist dies ohne Frage schwieriger, doch lassen sich durch entsprechende Inhalte auf starken Seiten und mithilfe der dazugehörigen Optimierung die Suchergebnisse zu einem gewissen Grad beeinflussen.
Entscheiden Sie selbst, was über Sie gefunden werden soll!
Wichtig ist daher:
- Googeln Sie sich regelmäßig selbst (Name in Anführungsstrichen) und überprüfen Sie die Ergebnisse.
- Achten Sie hier nicht nur auf die reinen Textergebnisse, klicken Sie sich ebenfalls durch Video- und Bildergebnislisten.
- Richten Sie sich einen Google Alert auf Ihren Namen ein, um sofort informiert zu werden, wenn etwas Neues über Sie veröffentlicht wird.
- Überprüfen Sie Ihren Namen nicht nur in der Suchmaschine Google, sondern auch bei Yahoo und Bing.
- Werden Sie aktiv bei Einträgen, die Ihren Ruf schädigen können. Kontaktieren Sie den jeweiligen Webseitenbetreiber oder versuchen Sie selbst aktiv zu werden, wenn Sie Zugriff auf die Zugangsdaten haben.
- Veröffentlichen Sie nichts im Internet von dem Sie nicht möchten, dass es in fremde Hände fällt oder Ihnen später einmal ein Bein stellen könnte.
- Überlegen Sie bei jedem öffentlichen Beitrag: Habe ich ein Problem damit, wenn dies meine Kollegen, mein zukünftiger Arbeitgeber oder meine Mutter sehen würde?